
06. Oktober 2014
Ja zum harmonisierten Schulsystem
Die Umsetzung von HarmoS (Interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule) verläuft alles andere als harmonisch. Zumindest darüber sind sich alle beteiligten Akteure einig. Damit ist der Konsens aber auch schon erschöpft, und bevor HarmoS die Chance erhält, sich zu etablieren, werden Ängste geschürt und der Ausstieg gefordert. Jüngstes Beispiel ist ein bedauernswerter Entscheid des Baselbieter Parlamentes, welcher einen Volksentscheid untergräbt und die Harmonisierung mit der Baselstädtischen Schule torpediert.
Es ist falsch, zu sagen, HarmoS sei gescheitert. Zumindest in unserer Region trägt das Konkordat nämlich bereits Früchte: Die beiden bis anhin unterschiedlichen Basler Schulsysteme wurden vereinheitlicht und die beiden Kantone konnten sich auf die gleiche Stundentafel einigen. Letzteres steht mit den jüngsten Beschlüssen des Landrates nun wieder auf dem Prüfstand. Mit den beiden überwiesenen parlamentarischen Initiativen will der Landrat zum einen die Sekundarschulen dazu verpflichten, die im Lehrplan 21 geplanten Sammelfächer weiterhin als Einzelfächer zu führen und zum anderen dem Parlament die Kompetenz über den Zeitpunkt der Einführung des Lehrplans 21 einräumen. Damit wird dem Bildungsrat – notabene einem vom Landrat gewählten Gremium von Fachleuten – die Entscheidungskompetenz über die Einführung entzogen, noch bevor die endgültige Fassung des neuen Lehrplans vorliegt und noch bevor der Bildungsrat überhaupt die Chance hatte, darüber zu debattieren.
Die bikantonale Harmonisierung wird damit torpediert. Denn der Kanton Basel-Stadt führt den neuen Lehrplan ab 2015 ein, während das Baselbiet nun blockiert ist. Dabei hatte das Baselbieter Stimmvolk im Jahr 2010 den Beitritt zum HarmoS-Konkordat klar angenommen und damit auch bereits einer interkantonalen Harmonisierung des Lehrplans zugestimmt.
Bildungsqualität darf nicht leiden
Für die Schweiz als rohstoffarmes Land sind Bildung, Forschung und Innovation bedeutende Faktoren für Wertschöpfung und Wohlstand. Dementsprechend wichtig ist die Qualität, aber auch die Entwicklungsbereitschaft eines Bildungssystems. Transparenz und Vergleichbarkeit der kantonalen Schulen sowie eine einfachere Mobilität der erwerbstätigen Bevölkerung mit Familie sind wichtig für die Wirtschaft. Den Unternehmen ermöglicht ein einheitliches Schulsystem mit vergleichbaren Abschlüssen einen Überblick über Ausbildungsstandards, was ihnen wiederum die Rekrutierung von Lehrlingen und Fachkräften erleichtert. Der Beitritt zu HarmoS ist eine Errungenschaft. Diese preiszugeben wäre ein Rückschritt für die ganze Region.
Ein Austritt aus dem Konkordat, wie es das Komitee „Starke Schulen Baselland“ fordert, wäre frühestens Ende 2017 möglich. Eine Rückkehr zum alten System wäre absurd und würde in den Schulen, der Wirtschaft und der Bevölkerung zu Verunsicherungen und für den Kanton zu unnötigen Kosten führen. Die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaftsregion Basel würde geschwächt und das Hin und Her – HarmoS umsetzen, aber lieber ohne inhaltliche Harmonisierung und dann doch wieder austreten – kann zu einer schmerzhaften Einbusse bei der Bildungsqualität führen.
Die Handelskammer beider Basel erwartet von den Verantwortlichen, den Volksentscheid von 2010 zu akzeptieren und HarmoS jetzt umzusetzen.
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